Berlin in den Neunzigern: Erinnerungen wie Einschusslöcher

Beim Lesen von “Am Rand der Dächer” musste ich oft an Clemens Setz’ hinreissenden Leipziger Coming-of-Age-Roman “Als wir träumten” denken. Wo es diesem gelingt, gleichzeitig knallhart zu sein wie ein Amateurboxer und poetisch wie ein Hobbyastrologe, wirkt Lorenz Justs Roman oft seltsam distanziert. Schade, schließlich ist das Setting interessant für jede, die es in den letzten zwanzig Jahren nach Berlin geschafft hat. Es geht um die mehr oder weniger autofiktional erzählte Kindheit des Autors, die Nachwendejahre im kohleofenverrusten Berlin, zwischen Softairs und Einschusslöchern in bröckelnden Fassaden. Meine Rezension ist in der Welt erschienen.

Welt, 8. August 2020