Schwül pappt die Wärme über der Stadt wie Klebreis. Es ist Anfang Juni und die Temperaturen endlich hoch genug für scharfes Essen, denn jeder Thai weiß, dass das den Kreislauf in Schwung bringt. Wir sind im West-Berliner Stadtteil Wilmersdorf, zur sagenumwobenen Kantstraße sind es dreißig schweißtreibende Minuten Fußweg. Das Thai-Art befindet sich im Erdgeschoss eines Bausündenbaus, neben einer Metzgerei, die Gulasch für 3,50 Euro anbietet. Keep it simple: Drei Tische, eine Bierzeltgarnitur, Sonnenschirm. Auf dem Tisch in Folie eingeschweißte Essstäbchen und Besteck, ein Kleenexspender und jene ominösen Schüsselchen, deren Inhalt von Europäern meist willkürlich übers Essen gekippt wird.
Eine Beschreibung wie aus einer anderen Welt. War jemals Sommer? Konnte man sich jemals zum Essen hinsetzen? Ja, es muss so gewesen sein, schließlich ist aus diesen Umständen ein Artikel für die Healthy Times entstanden, das neugegründete Magazin der großartigen Healthy Boy Band. Thai-Art, jener entrückte Westberliner Imbiss, in dem die Leute weder Deutsch noch Englisch sprechen, hat zwar eine Telefonnummer, es geht aber nie jemand ran. Man muss den Weg also einfach auf sich nehmen, um mit dem besten Pad Thai der Stadt belohnt zu werden. Wenn es denn wieder möglich ist.
